Der Silberschatz vo der Bächburg

Wo eusi alti Bächburg no nes stolzes Schloss gsi isch, het emol e jungi, hübschi Gräfin mit ihrne zweu chlyne Ching dort obe gwohnt. Ihre Maa, e stattlige Graf, het wyt ewägg am ene Fäldzug teilgno. Die schöni Gräfin isch zue den eifache Lüt z Holderbank wie ne gueti, fürsorgendi Mueter gsi. Si het mit ne brichtet, het die Chrankne bsuecht und se sogar hälfe pflege; jo, es het im Dorf e kei schwere Chummer ge, wo si nit sälber het luege z hälfen undgwüsst het d Not z lindere.

Do chunnt wie ne Blitz us heiterem Himmel der Bricht, ihre stolz Graf syg uf eme Schlachtfäld i der Frömdi gfalle. Der junge Gräfin hets fascht s Harz verrisse, und s ganze Dorf het mit ere truuret. Aber d Sorg um ihri zweu Ching hein ere wider Chraft ge. Es isch au nötig gsi, s Leitseili fescht id Finger z neh, denn vo allne Syte het si die nobli Verwandtschaft zueglo, um cho z rupfen und z schmarotze, i der Meinig, so ne Frau verstöj doch nüt vo Gäld und Gschäfti. A her do si si a die lätzi Adrässe cho. D Gräfin het sigege die Erbschlycherbruet wüsse z wehre; und gly hets i de noble Grafekreise gheisse, d Bächburgere heig Hoor a de Zäng. A her si het si us dam Greed nüt gmacht; ihren isch d Liebi und Treui vo den eifache Lüt vill meh wärt gsi.

Zue säber Zyt hei Chrieg, Plünderig und Brandschatzig ganzi Dörfer und Stedt verwüeschtet. D Burgfrau het drum gstudiert und grotet, wie si mit ihrne Ching bym ene Überfall oder bym ene Brand der gröschte Not chönnt entranne. Do het si aus Gäld, wo si het chönnen entmangle, ine irdigi Vasen yne gsammlet, und mit eme starke Tuechzuebundenundverchnüpft. Bym nöchschte Gang is Dorf isch si im ene subere Hüttli am Dorfändi ygchehrt. Dort het der Muurermeinrad gwohnt; und si het em der Uftrag ge, er seil nach em ynachte mit sym Wärkzüg ufs Schloss cho. Das het der Meinrad zwar e gspässigi Zyt dünkt. Aber nach em Znacht het er nit lang gwärweiset, het d Pelzchappen über d Ohre zogen und isch gange.

Uf em Schloss isch alls wie uusgstorbe gsi. D Gräfin sälber het em s schweren Eichetor ufgriglet. De hets en is chlyne Burgkapälli gfüehrt; und vor em Bild vo der liebe Muetergottes het er müesse verspräche, er well keim Mansch es Stärbeswörtli säge, vo dam won er hüt znacht ßr d Gräfin und ihri China müess tue. Drufhets em ufern Schloss der Platz zeigt, won er i der Feischteri und ohnidergringschtLärm seil es Loch grabe. Si sälber het derwyle gwachet, und derno het si mit eigene Hand da Chrueg mit em Silberschatz id Höhli gleit. Stei um Stei het der Meinrad wider a alt Platz gsetzt, ass kei Monsch dörtöppis Ungrads hätt chönne vennuete. Scho het der ersch t Güggel im Dörfli unde gchräjt, won er mit eme schöne Lohn im Sack übers schmale Brüggli heizue trampet isch.

D Johr si verstriche. Der Chrieg het en andere Wäggno, und die stolzi Bächburg isch verschont blibe. Dochplötz-lig einisch trifft die gueti Gräfin der Schlag. Das het es Truuren und Briegge ge im Dorf, won ere s Glöggli is And glütet het. Gly derno het uf em Schloss en andere Wind gwäft. Die zwo junge Töchtere si nit us em glyche Holz gschnitzt gsi wie ihri Mueter. Nei, si si stolz und hoffärtig gsi, und hei die eifache Lüt im Dörfli nide ver¬achtet und gschoche wie rüdigi Hund. Vill jungi Grafen und Edelchnächte si y und uus gschwärmt wie im ene Be/ihuus. Für Sammet und Sydechleider, für Chettene, Ring und glitzerigi Ohreglänggeli hei die zweu noble Fräulein 's Gäld numme so zum Fänschter uuse gschuflet. Tanz, Fescht und Hubeeterei hei enander abglöst, sogar im Advänt und i der stränge Faschtezyt. Nodisno hets uf der alte Bächburg vorem sälber afo stille. Die vor¬nähme Chilter si zrugg blibe, wos langsam duregsickeret isch, die hochmüetige Dämli heige meh Schulde äs ihri Hund Flöh.

Der Muurermeinrad im Dorf niden isch derwylen en alte, überzytige Maa worde. D Glidersucht het en plogt, er het chuum meh chönne stoh und goh, Do isch ei Tag sy Sohn vom Dorf heicho und het verzeih, die im Schloss obe sygen allwäg nümme guet dra, der Wind pfyffi gly einisch us em letschte Loch. Jetz tüejesi glaub i de Chällere, Stääl und Hof nach eme Silber¬schatz sueche, wo die gnädigi Frau, selig vor Johre heig lo vergrabe. Do het der alt Muurer gstutzt und gwüsst, was s gschlage het. Druf schickt er sy Sohn is Schloss ufe goh säge: Eis vo de gnädige Fräulein seil doch so guet sy und zuen em abe cho. Er heigöppis wichtigs z brichte, bevor em en Andere d Auge für immer zue tue]. Aber die zwo hochnäsige, dumme Geisse hei lutuuse-glachet; und die elteri vone het gspöttlet: "Was weit au so ne dräckige Muurer eus chönne brichte!" Däwäg abbutzt und uusglachet isch da Sohn heicho, und het sym alte Vatter Bscheid ge. Do het der Muurermeinrad sys Gheimnis vom Silberschatz mit em is Grab gno.

Uf em Schloss aber si die stolze Gräfine immer teufer id Schulden yne grote. Stück um Stück vo dam schönen Erb hei si verpfändet oder verchauft; und schliesslig isch die alti Bächburg i anderi Hand cho.

Ueli Hafner; frei nach "Solothurner Sagen" von Elisabeth Pfluger, Erzähler: Edmund Bader 1952

Anmerkung: Am 1. Februar 1937 wurde dieser Silber-Schatz bei der Restaurierung der Burg in einer Tiefe von zirka 50 cm gefunden. Wohlverwahr t in einem bauchigen Tonkrug entdeckte man 5216 rechteckige und quadratförmige Silbermünzen. Diese befinden sich jetzt im Museum in Solothurn.